Leseprobe: Lehrer, Sport und Bräustüberl:
Mit unseren Lehrern waren wir größtenteils zufrieden.
Unser Sportlehrer war ein Franke und konnte das R nicht richtig sprechen. So sagte er z.B. wenn ich beim Völkerball das Feld wechseln sollte: Niedrr ribrr , also Nieder rüber. Besondere sportliche Leistungen habe ich nicht vollbracht. Besonders beim Weitspringen hat mir wohl meine seinerzeit noch nicht bekannte Kurzsichtigkeit einen Streich gespielt, denn ich habe meistens den Absprung verfehlt. Ganz gut war ich im Medizinball, wo man allerdings einigermaßen Mut brauchte, den schweren Ball zu fixieren und aufzufangen. Es gab natürlich welche, die Angst hatten und sich wegdrehten. Die wurden dann regelmäßig durch Werfen des schweren Balles auf die Beine regelrecht abgeschossen. Ganz gut war ich im Schwimmen und Streckentauchen, das im hinteren Strandbad stattfand. Es gab nämlich Bretter am Boden des Bades, an denen man sich, wenn man weit genug hinunterkam, entlanghangeln konnte.
Eine absolute Niete war ich im 1000 m - Lauf. Hingegen hatte ich einmal bei einem Schulsportfest ein Erfolgserlebnis der besonderen Art. Da ich zu der Zeit wieder sehr leicht, aber oben rum sehr kräftig war, hatte ich einen besonderen Vorteil beim Tauklettern. Als ich oben am Tauende angekommen war, rief der Lehrer, der mit der Stoppuhr unten stand: Niedrr Bestzeit . Darüber habe ich mich so gefreut, daß ich das 10 oder 15 Meter lange Tau zu schnell runter rutschte und mir die Handinnenflächen durch die Reibungshitze verbrannte, sodaß die Haut zum Teil weg war. So mußte der Schulrekordler gleich ambulant behandelt werden.
Beim Schifahren war ich auch nicht gut. Abgesehen davon, daß ich mir am Kaltenbrunnerberg beim Schifahren beide Wangen erfroren habe, wurde meine Wallbergabfahrt zu einem Fiasko: ich fiel mehr den Berg hinunter, als daß ich fuhr. Da lagen Welten zwischen unserem Mathelehrer, der im Schifahren ein Ass war und mir.
Unser Englisch- und Deutschlehrer war sehr fair. Gerne fragte er am Anfang der Stunde Englischvokabeln ab. Wenn einer, wie es mir manchmal passierte, keine gelernt hatte, merkte er das natürlich sofort und sagte: Ach der Nieder, der will heute nicht, nehmen wir mal einen anderen . Aber er wußte genau, daß beim nächsten Mal die Vokabeln saßen. Das war Ehrensache. Ähnlich unser Musiklehrer. Wenn man etwas angestellt hatte, machte er einen Riesenterror vor der Klasse, ging mit einem vors Klassenzimmer, klopfte einem auf die Schulter und sagte, man solle es nicht so ernst nehmen. Übrigens hat es mir später auch nicht geschadet, daß ich ihn, als er gerade aus dem Sommerkeller kam, während einer Fahrstunde fast überfahren hätte.
Auch unser Kunstlehrer, dem sie einmal das Radl demolierten, nahm es gelassen. Selbst als der Max ihm einmal, als er sich bückte, blitzschnell ein rotes Herzerl auf seinen weißen Kittel, den er immer trug, malte. Auch unser Französischlehrer, nahm es nicht übel, als sie ihm einmal seine Micky Maus, ein Kleinauto, das er vor dem Bräustüberl geparkt hatte, versteckten.
Apropos Bräustüberl. Es kam schon vor, nachdem wir allmählich dem Abi entgegenschritten, daß wir in der Pause schnell ins Bräustüberl wechselten für eine Halbe Bier und dann nicht selten einige Lehrer trafen...